Türkei News :: Wirtschaft :: Bau des Ilisu Staudamms soll auch ohne ausländisches Kapital fortgesetzt werden
Der öffentliche Widerstand sowohl in der Türkei als auch im Ausland gegen den Bau des Ilisu Staudamms wächst. Ausländische Bürgschaften von Deutschland, Österreich und der Schweiz sind zunächst eingefroren. Doch der Bau soll zur Not auch ohne ausländisches Kapital weitergehen.
Der Bau des Ilisu Staudamms im Südosten der Türkei ist eines der größten Energieprojekte in der Türkei ? und gleichzeitig auch eines der umstrittensten. Mit dem Staudamm soll der Fluss Tigris kurz vor der Grenze zu Syrien und dem Irak auf einer Länge von 135 Kilometern aufgestaut werden. Über Turbinen sollen damit etwa 1.200 MW an elektrischem Strom produziert werden ? in etwa so viel, wie ein größerer Atommeiler abgeben würde.
Doch die Aufstauung und damit die Bildung eines großen Stausees führen zu einem erheblichen Widerstand in der Bevölkerung und dem Ausland. Bewohner des Gebietes, das überschwemmt werden soll, wurden bereits enteignet und mit geringen Entschädigungssummen abgespeist. Die historische Stätte Hasankeyf bzw. einzelne historische Monumente sollen umgesiedelt werden. Und auch in den angrenzenden Ländern Syrien und dem Irak sind kritische Stimmen hörbar, da die Länder Angst um die Wasserversorgung ihrer Gebiete haben.
Deutschland, Österreich und die Schweiz hatten das Projekt zunächst sogar mit Bürgschaften in Höhe von rund 450 Millionen Euro unterstützt. Als die Türkei aber den Auflagen der Weltbank bezüglich Entschädigungen, Umweltschutz und Sicherung der historischen Monumente nur unzureichend nachgekommen ist, wurden die Verträge erst einmal bis zum 6. Juli 2009 ausgesetzt und der Bau des Staudamms unterbrochen. Am 6. Juli wird dann die endgültige Entscheidung der drei Staaten über die Kreditversprechen fallen. Nun hat aber der türkische Umweltminister Veysel Ero?lu bekannt gegeben, dass er zur Not auch ohne die ausländischen Kredite das Projekt vorantreiben wird.
Die Widerstandsbewegung hat inzwischen einen weiteren populären Mitstreiter gefunden. Der berühmte türkische Schriftsteller Yaşar Kemal soll sich, nachdem sich auch schon eine Woche zuvor sein Kollege Orhan Pamuk gegen den Staudamm ausgesprochen hat, der Stop-Ilisu-Kampagne angeschlossen haben und wird nun mit darum kämpfen, dass Hasankeyf noch zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt wird. Ob dies allerdings den Bau letztendlich beeinflussen wird, bleibt abzuwarten. Einzig die ausländischen Bürgschaften wären dann noch unwahrscheinlicher, als sie es zur Zeit eh schon sind.
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